Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
2. Kor. 5,7
Gott handelt
Kaum ein Buch der Bibel ist so angefüllt mit Berichten über Bekehrungen und Wunder wie die Apostelgeschichte. Selbst als Jesus noch auf der Erde war, ist die Zahl seiner Nachfolger eher bescheiden im Vergleich zu den Bekehrungen nach dem Kommen des Heiligen Geistes. Es sind oft mehrere tausend Leute, die nach einer Predigt zum Glauben kommen. Kranke werden geheilt, Ketten gesprengt, manchmal bebt die Erde nach einem Gebet, so geht das weiter.
Wenn ich in der Apostelgeschichte lese, finde ich manchmal keinen Bezug zu der Situation heute. So gegensätzlich sind die Erlebnisse heute zu den Berichten von damals. Wieviel wird heute gepredigt und wir nehmen selten eine Veränderung wahr. Wir strengen uns menschenmöglich an und erreichen kaum etwas. Aber vielleicht ist das gerade unser Problem, dass wir etwas erreichen wollen? Hatten die Apostel etwas vor, wollten sie etwas erreichen? War es denn ihr Gedanke Gemeinde zu bauen?
Nein! Immer wieder lesen wir, dass es eine höhere Macht war, die sie getrieben hat, der Heilige Geist. Also Gott war immer der Antreiber. Es waren Gottes Gedanken, die die Apostel verwirklicht haben, es war Gottes Kraft, die durch die Apostel gewirkt hat. Eigene Ziele wurden ihnen verwehrt. Sie hatten ein ganz besonderes Verhältnis zu Gott. Die Leute haben erkannt und begriffen, wer Gott ist! Die unendliche Größe und Macht Gottes war für sie Realität und lehrte sie das Fürchten. Ist das bei uns so?
Nun glaub ich, dass ich nur von etwas überzeugt sein kann, was real existiert, womit ich meine Erfahrung gemacht habe. Gott handelt und wir Menschen sind Zeugen. Unsere Aufgabe ist es, das zu berichten, was wir mit Gott erlebt haben. Haben wir etwas mit Gott erlebt? Wie lange ist das her? Kann das nicht ein Grund sein, weshalb wir oft so wenig von unserem Glauben berichten? Mir ist aufgefallen, dass einer der neu zu Jesus gefunden hat, auch mit den meisten Menschen über den Glauben spricht. In ihm ist die Erinnerung an die totale Veränderung in seinem Leben noch ganz frisch, das muss er allen erzählen.
Wann warst Du das letzte mal von Gott so ergriffen, dass Du es jemandem weitererzählen musstest? ...Ach das ist schon eine Weile her? Da können wir von Johannes und Petrus eine ganze Menge lernen. Sie sagten: "Denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden." Apg 4,20
Thomas Hänsch

Wer steht im Mittelpunkt meiner Gebete?
Mit der Zeit hat sich bei uns eine bestimmte Form des Gebetes eingeprägt. Das gilt für unsere äußere Haltung genau so wie für unser Verständnis. Wer aber das erste mal im Leben betet, hat keine Gewohnheiten und keine Erfahrung damit. Er wird vielleicht erst einmal auf andere sehen, die vorgesprochenen Worte nachsprechen oder auch ein Gebet aus einem Traktat ablesen. Aber kein gesunder Christ wird in diesem Stadium stehen bleiben wollen. Es werden viele Fragen auftauchen. Wie spreche ich Gott an? Hört er mich? Um was darf ich bitten? Welche Gebete erhört Gott?... Da gibt es einen Mann in der Bibel, von dem habe ich den Eindruck, dass er beten kann. Er redet viel mit Gott, aber auch Gott mit ihm. Dieser Mann heißt Daniel. Wollen wir ihm einmal über die Schultern sehen? Was ist sein Geheimnis? Gott läßt es uns wissen. Er schickte Daniel einmal einen Boten aus dem Himmel, der ihm ohne Umschweife sagt, warum Gott seine Gebete erhört.
Dan 10,12 Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und um deiner Worte willen bin ich gekommen.
Wir lesen nichts davon,
dass Daniel fleißig seine Gebetsliste abgearbeitet hat.
Zuerst wollte Daniel Gott verstehen. Nicht oberflächlich, nein mit dem Herzen. Zuerst aufspüren was Gott will. Zuerst Gottes Ziele und Interessen entdecken. Zuerst lernen, die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Wenn unsere Kinder aus einer Laune sich irgend etwas wünschen, was gar nicht in unserem Interesse ist, erfüllen wir es ihnen nicht. Aber ständig Wünsche verweigern, macht beide Seiten nicht sehr froh. Wenn jedoch unsere Kinder durch uns etwas geprägt sind, werden ihre Wünsche schon eher auf unser Wohlwollen stoßen, weil wir dann ähnliche Interessen haben. Da macht Schenken beiden Spaß.
Sind wir selbst nicht auch manchmal eigenartige Gotteskinder, die wenig von ihrem Vater geprägt sind und deshalb hin und wieder merkwürdige Wünsche haben? Beten ist nicht nur bitten, sondern auch ein ernsthaftes Ringen um gemeinsame Anliegen. Dennoch geschieht es, trotz aufrichtigen Bemühungen, dass wir Gottes Wege manchmal nicht verstehen. Daniel hat gelernt, sich "vor seinem Gott zu demütigen".
Das heißt für mich, Gottes Größe und Autorität zu akzeptieren und seinen Willen zu tun, unabhängig davon, ob ich das jetzt auch so sehe oder nicht. "Gott, mein Gott, nichts ist vor dir verborgen, du hast doch den viel besseren Überblick als ich. Ich bin nur Staub vor dir, was weiß ich schon. Ich will dir auch in schwierigen Situationen vertrauen, weil du sogar die Dinge kennst, die ich nicht sehen kann. Du meinst es gut." Vielleicht scheinen andere Menschen, die sich vieles selbst erkämpfen oder erzwingen, mehr Erfolg im Leben zu haben. Daniel kam nur als Gefangener nach Babylon.
Hat ihn Gott auch nur einen Augenblick vergessen? Trotz Gemüsekost besser genährt als die anderen Jungen. Als gefangener Ausländer mit in der Regierung. Selbst die Nacht in der Löwengrube hatte er Gemeinschaft mit Engeln, die den Löwen das Maul verstopften. Solch ein Leben gewinnt seine Kraft aus der Stille vor Gott. Es beginnt damit, dass unser Herr auch in unseren Gebeten "auf dem Thron sitzt", nicht unsere Wünsche.
Thomas Hänsch